Der Fleischer von nebenan, die Käserei aus dem Nachbarort, das junge Paar mit großen Träumen oder der Landwirt mit einer Vision – was haben sie alle gemeinsam? Sie verbinden Ursprünglichkeit und Tradition mit Innovation und Genuss: Wer sie sind und was sie antreibt, was lieben und was sie tun – ein Lokalaugenschein.
Innovatives Genusshandwerk
Fotos: Evelyn Hronek, Gerhard Kampitsch, Gerald Wallner
Von der Viehweide zur Bio-Hanfplantage
„2018 habe ich beschlossen, meine Landwirtschaft neu auszurichten und nach einer Nische gesucht“, erzählt Wolfgang Zeichner, der in St. Georgen am Längsee sein Glück zwischen Nutzhanf-Pflanzen gefunden hat. Seine Suche hat ihn von Bio-Eiern aus der Mobilstallhaltung, über Hopfen- und Kräuteranbau schlussendlich zum Hanf geführt. „Der Hanf ist eine ist sehr unkomplizierte Kulturpflanze, die sich sehr vielseitig einsetzen lässt – die Einsatzbereiche sind teilweise auf uralte Traditionen zurückzuführen“, weiß Zeichner. 2019 folgte der Aufbau von Kontakten in der Branche, Aus-. und Weiterbildung, der erste eigene Anbau und natürlich die Planung für den Verkauf der Erzeugnisse. So wird heute der Hanf im St. Veiter Hügelland wieder salonfähig gemacht – von klassischen CBD-Aromaölen, Mehl, Speiseölen, Tee und Müsli bis zu Körperpflege und Produkte für Tiere lassen sich im Onlineshop und im Laden vor Ort finden. Das Besondere: Von der Hanfpflanze können im Prinzip alle Teile verarbeitet werden. Und der Hanf hat nicht nur in der Wirtschaft der Familie Zeichner Einzug gehalten: „Wir haben Hanf eigentlich überall in Verwendung. Von der Kosmetik im Badezimmer bis zu den Lebensmitteln in der Küche – am liebsten habe ich das kaltgepresste Hanföl im Salat“, verrät Zeichner. „Eigentlich ist nur der Rasierschaum nicht aus Hanf.“
Beim Käse kommen die Leut‘ zam
Eingebettet in die Karnischen Alpen, mitten im wunderschönen Gailtail, betreibt Familie Pernul ihren Baierlehof. Insgesamt acht Hektar Wald und Kulturland gehören zur Landwirtschaft der Pernuls, wo man sich in erster Linie dem Käsegenuss verschrieben hat. Neben Speck, Salami, Osso Collo & Co. sind es also vor allem Produkte aus der herrlichen frischen Milch, für die frisches Gras, duftendes Wiesenheu und hofeigenes Getreide die Basis bieten. Topfen, Joghurt, der bekannte Gailtaler Almkäse und – als besonderes Highlight im Sortiment der Pernuls – Baierle’s Ofenkas. „Für mich passt der Ofenkäse perfekt zu gemütlichen Winterabenden zu Hause“, erzählt Klaus Pernul, der das innovative Produkt am liebsten mit dem hausgemachten Osso Collo – hauchdünn aufgeschnitten, versteht sich – genießt. In geselliger Runde wird der Käse also in einem Holzschälchen im Backofen gewärmt und dann weich-cremig zu allerlei Hofspezialitäten genossen – gelöffelt oder getunkt. „Besonders gut passt natürlich auch ein guter Kärntner Rotwein“, empfiehlt Pernul. Und wie schmeckt er, der Ofenkas? Herzhaft-cremig, und natürlich kärntnerisch: „Wir sind Kärntner mit Leib und Seele. Unsere Genussprodukte produzieren wir für alle, die den Geschmack der Heimat lieben und schätzen.“
Poppiger Ackerbau
Popcorn vom Bauernhof? Ja, das gibt es – und zwar in der Marktgemeinde Finkenstein. Hier bewirtschaften Maria und Daniel Oschgan nach Betriebsübernahme den Voltitsch-Hof. Geknabbert wird bei der jungen Familie – vor allem im Sommer auf der Terrasse – gerne und viel. Und kreativ, das sind sie alle, samt Sohn Andreas und (Groß-)Vater „Peppi“. Gesagt, getan. Angetrieben von der Neugier, ob das Popcorn auf den eigenen Feldern Früchte tragen würde, begann man mit dem Anbau von Puffmais. „Neben dem klassischen Ackerbau und dem Betrieb einer Selbstbedienungshütte haben wir einfach Maiskörner im Hochbeet angesetzt – schnell wurde daraus ein ganzes Feld“, erinnert sich Maria Oschgan. Von Anfang an baute man dabei auf Bio – auf knapp einem Hektar wächst und gedeiht hier zwischen Mittagskogel und Faaker See also Bio-Popcorn aus Kärnten. Seit heuer gibt es nicht nur Mais zum selbst „aufpoppen“, sondern auch fertiges Popcorn zu kaufen. Und die Nachfrage ist groß: „Aufgrund der größeren Mengen an Puffmais haben wir uns entschieden, uns Popcorn-Maschinen zuzulegen. Diese können für Events und Partys gemietet werden“, so Oschgan. Und wer dem Duft des Voltitsch-Popcorns folgt, der findet die sympathische Familie auf so mancher Veranstaltung in Kärnten und kann sich gleich vor Ort von dem poppigen Genussprodukt überzeugen!
Leberkas im Glas
In der Fleischerei Seiser setzt man auf bewährten Geschmack kombiniert mit Ansprüchen an die heutige Zeit. Das „Volle Glas Leberkas“ initiiert von Speckkaiser Stefan Seiser verspricht neben Geling-Garantie vollen Geschmack in verschiedenen Variationen mit langer Haltbarkeit. Der Leberkäse an sich ist dabei nicht neu, auch der rohe Leberkäse zum Selberbacken ist bereits länger in Seisers Sortiment. „Unser Leberkäse im Glas ist bis zu sechs Wochen haltbar. Den Tipp zur Zubereitung habe ich tatsächlich im Internet gefunden und dann einfach drauf los probiert“, erzählt der Fleischermeister. Zehn bestens ausgewählte Testpersonen aus dem Bekannten- und Verwandtenkreis ließ er vom neuen Leberkäse kosten – die Rückmeldungen waren überwältigend. Kein Wunder also, dass auf den klassischen Leberkäse-Geschmack bald noch weitere Sorten mit Käse-, Speck-, Chili-Cheese- und Pizzageschmack folgten. Saisonal kommt noch eine Limited Edition hinzu, zum Beispiel mit Trüffel. „Ich versuche, den Bogen zwischen Tradition und Moderne zu spannen. Auch regionale Produkte können innovativ sein“, so Stefan Seiser. Auf alte Rezepte greift er aber dennoch gerne und bewusst zurück – eine solide Basis für das Genusshandwerk von heute.
Altbewährtes und Neugemachtes
Die Kärntner Genusslieferanten wissen: Geschmäcker und Ansprüche ändern sich. Das gelernte Handwerk bleibt, das alte Wissen bietet die Voraussetzung für neu interpretierte Köstlichkeiten. So entstehen Produkte mit Ursprung und Genussmomente mit Innovation – das Gestern in Ehren, findet es seinen Platz im Heute. Man darf also gespannt sein, welche neuen Schmankerl uns morgen und übermorgen noch aufgetischt werden!