Wie der Reindling zu seinem Namen kam
Der Reindling als süßer Bote des Südens
Wer in Kärnten unterwegs ist, kommt am „Kärntner Reindling“ nicht vorbei. Herrlich-flaumiger Germteig mit Zimt, Zucker oder Honig sowie Rosinen ist er Kärntens wohl beliebtestes Gebäck am sonntäglichen Frühstückstisch! Früher gab es den Reindling nur zu besonderen Anlässen als Abwechslung zum sonst eher kargen Essen zwischen Sterz, Mehlsuppe und Hirsebrei.
Bei Gabi Rohrer in Kleblach/Lind im Oberen Drautal ist das anders. Die Bäuerin und begnadete Reindlingbäckerin backt für ihre Kunden, die zu ihr auf den Hof kommen, regelmäßig. „Ich kann gar nicht genug davon machen, vor allem in der Osterzeit,“ lacht sie. Und dieses fast schon wöchentliche Backen ihrer Mutter nutzen ihr zwei Söhne, 19 und 21, aus. Fast kein Tag, an dem sie sich nicht einen Reindling fürs Frühstück „abstauben“.
Lange Tradition
Erwähnt wird dieses traditionelle Kärntner Gebäck bereits im 16. Jahrhundert als süßes Weißbrot, das, meist mit Fenchel in einer „Rein“ gebacken wurde. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich dieses Gebäck mit allerhand interessanten Zutaten in der Zubereitung. Verwendet wurde Birnenmehl aus getrockneten Birnen, Karobemehl, Schwarzbeeren und Himbeeren sowie geriebenen Nüssen und auch Kletzen. Letztlich wurde es eine im bäuerlichen Jahreskreis zentrale Süßspeise für die Feste in der Familie.
Von der Gote
„Das schönste zu Ostern war immer der Gotenreindling“, erzählt Gabi Rohrer. „Bei uns war es Brauch, dass wir den Reindling bei unseren Taufpaten, den „Gotentanten“ selbst holen mussten. „Schon als kleines Kind zottelte ich alleine zu meiner Loise-Tant` ca. 2 km entfernt von meinem Elternhof. Dort erhielt ich dann den Reindling mit einer hineingesteckten 10 Schilling-Münze, ein paar Ostereiern und einer Schokolade. Meine Gotentante ist mittlerweile über 90 Jahre alt. Nun bringe ich ihr jedes Jahr einen Gotenreindling und setz mich gleich zu einem kurzen Osterbesuch zu ihr.“
Heute noch darf zu Ostern neben dem Gotenreindling der Oster- oder Weichnreindling in keinem Weihekorb für die Speisensegnung fehlen. Früher wurde der Reindling auch für Hochzeiten gebacken, mit bunten Bändern geschmückt und rundherum mit Dörrzwetschken und Nüssen dekoriert.
Die Form
Wichtig beim Original Kärntner Reindling ist seine Form. Wie der Name es verrät, wird er in einer „Rein“ gebacken, obwohl er heute häufig in Guglhupfformen gemacht wird. An sich ist das hier vorhandene mittige Loch aber streng verboten! Darauf achtet auch Gabi Rohrer. „Früher hatte der Reindling häufig einen erhöhten Zapfen hervorstehen aber niemals ein Loch. Dieser Zapfen kam aus den damals meist verwendeten Tonformen, die in der Mitte oft eine Erhöhung hatten.“ Auch ich hab noch alte Formen aus Ton von meiner Schwiegermutter zu Hause, in Verwendung hab ich sie nicht mehr.
Schnaps und Rum
Die Drautaler Bäuerin hat ihr eigenes Hausrezept für ihren Reindling. „Ich mische zum Weizenmehl ein Fünftel Vollkornmehl dazu, dann nehme ich die ganzen Eier sowie statt Rum ein Stamperl Schnaps, das lässt den Teig besser gehen!“ Eine Besonderheit hat Gabi Rohrer noch von ihrer Schwiegermutter übernommen: „Beim Fett verwende ich die Hälfte der Menge Schweineschmalz und die andere Hälfte Butter.“
Viele Varianten
Der Reindling verrät die Nähe Kärntens zu seinen südlichen Nachbarn! In Slowenien wird er als Pogača gebacken, bei den slowenisch sprechenden Kärntnern kommt er als Pohača oder Potica auf den Festtagstisch. Und in Oberitalien gibt es ihn als „Gubana“, einem Germkuchen, gefüllt mit geriebenen Nüssen, Pinienkernen, Aranzini, Zitronat, in Wein eingeweichten Rosinen, Biskuitbröseln, geriebener Schokolade, Rum, Butter und Zimt.