Der wohl schönste Moment für eine Brotbäuerin – sie öffnet das Backrohr, holt die heißen Brotlaibe mit ihrer herrlich reschbraunen Kruste heraus und legt sie zum Abkühlen auf die Holzablage! Und die Backstube erfüllt sich mit dem wunderbaren Duft frisch gebackenen Brotes.
Ein Brot für Laib und Seele!
Donnerstag ist Hauptbacktag am Bauernhof Wakonig in Klagenfurt. Seit 4 Uhr ist Barbara, die Bäuerin auf den Beinen. Wenn um 11 Uhr ihre Hofgreißlerei öffnet, muss das Brotregal frisch bestückt sein.
Mehl, Wasser, Salz und Gewürze kommen in den Knetbottich und werden eine viertel Stunde schonend verknetet. Nicht zu vergessen den Sauerteig, damit der Teig locker wird und dem Brot einen fein-säuerlichen Geschmack verleiht. „Unseren Sauerteig hab ich von meiner Freundin Eva Maria Lipp, den hat sie mir vor 5 Jahren gebracht, der lebt heute noch. Damit machte sie mir das schönste Geschenk!“, erzählt die Bäuerin.
Von der Sehnsucht nach Früher
Damals hat Barbara Wakonig die Liebe zum Selber Backen wiederentdeckt. „Ein Brot wie meine Mutti es gemacht hat, wollte ich wieder haben“, verrät sie ihre Sehnsucht nach dem Ursprünglichen von Früher. Dieser Traum, sowie die Eröffnung der eigenen Hofgreißlerei am prächtigen Bauernhof waren der Beginn von Barbaras neuer Liebe zum eigenen Brot.
Eine eigene Mühle kam auf den Hof, Brotbackkurse und viel, viel Probieren und Verkosten folgten. Heute beherrscht sie dieses wunderbare Lebensmittelhandwerk und freut sich über jeden Laib, der aus ihrem Backofen kommt – einer schöner und prächtiger als der andere! Und alles durch und durch Genussland Kärnten!
Die Kunst des eigenen Mehls
Fürs eigene Mehl sorgt Barbaras Mann Christian. Er baut Dinkel, Roggen und Weizen an und ist auch der Müller am Hof. Das eigene, immer frisch gemahlene Mehl ist nie ganz gleich. Je nach Wetter und Luftfeuchtigkeit wird fürs Kneten des Teiges dann auch mehr oder weniger Wasser, oder eine etwas längere Backzeit benötigt. Das macht das Backen zur Kunst.
Bei Familie Wakonig gibt es Hausbrot, Dinkel-, Roggen- und Vollkornbrot und das glutenfreie Buchweizenbrot mit Hadnmehl aus der Genuss Region Jauntaler Hadn.
Schütteln, schleifen und im Brotsimperl gehen lassen
Die ursprüngliche Brotform ist der Laib. Darauf besteht die Bäuerin. Nur für Sonderbestellungen formt sie den Strutz. Nach ca. einer halben Stunde des Gehen Lassens werden die Teigportionen herausgewogen und kommen in die eingemehlten Schüsseln. Und hier passiert dann etwas Außergewöhnliches. Statt den portionierten Teigling noch einmal durchzukneten und zu formen wird er geschüttelt und geschliffen. „Die Kruste reißt dadurch schöner und gleichmäßiger“, schwört Barbara Wakonig darauf.
Nur für diese „Schwerarbeit“ darf Christian in die Backstube, ansonsten ist das ihr Reich. Dann noch einmal 10 bis 15 Minuten gehen lassen und ab in den vorgeheizten Ofen. Das geht flink mit einer langen runden Holzkelle. Mit 250oC Oberhitze, 190oC Unterhitze und einem Schuss Wasser wird begonnen, nach 10 Minuten kommt die Unterhitze weg und die Oberhitze wird für ca. eine halbe Stunde auf 220o C gehalten.
Der hohe Wert des Brotes
Eines vergisst die Bäuerin vor dem Einschießen nie: es kommt der IHS-Stempel drauf: „damit geb ich den hohen Wert des Brotes mit auf den Weg“, so Wakonig. Das gehört für die gläubige Christin genauso dazu wie die drei Kreuzzeichen vor dem Anschneiden des Laibes.